Header-Foto: Tim Matsui / Alexia Foundation
Appell zum Verändern
Die Alexia Foundation fördert international Fotoreportagen mit sozialem Fokus – und dem Anspruch, damit gegen Misstände zu kämpfen.
„Storys that drive change“ – Geschichten, die Veränderung fördern, so lautet das Motto der Stipendien der Alexia Foundation, die von einer amerikanischen Sponsorenfamilie initiiert wurde. Seit der Gründung 1991 hat die Stiftung 700.000 USDollar an 18 professionelle Fotojournalisten und 110 Fotostudenten – also insgesamt für 128 Projekte – weltweit ausgegeben.
„Die Rolle des heutigen Fotojournalismus – die Aufmerksamkeit auf soziale Ungerechtigkeit zu richten – ist nie kritischer gewesen“, schreibt die Foundation.
Weil „viele andere Ressourcen geschrumpft sind“, fördert sie die Fotografie als „stärkste Kraft , uns die Welt, in der wir leben, näher zu bringen“. Der diesjährige Sieger des mit 15.000 Dollar dotierten Professional Grant, Abir Abdullah, beschäftigt sich mit den katastrophalen Auswirkungender Arbeits- und Lebensbedingungen in Bangladesh. Allein in der Textilbranche kamen dort seit 2005 600 Mitarbeiter um nicht mitgezählt die jüngste Katastrophe im April, die Abir Abdullah ebenfalls mit erschütternden Aufnahmen dokumentierte (s.Aufmacherfoto). Der Fotograf beklagt: „Die Welt schaut nur auf die Toten, nicht auf die Lebendigen. Sie zahlen den Preis für unsere billige, modische Kleidung.“ Dafür will er mit seiner weiteren Arbeit an der Fotoreportage dank des Stipendiums Konsumenten sensibilisieren.
Die studentische Preisträgerin Sara Naomi Lewkowicz wiederum thematisiert häusliche Gewalt – in einer ungeheuren Dichte und Intensität. Die amerikanische Fotografin entwickelt in ihren ersten Bildern den Horrortrip einer Kleinfamilie. Angefangen mit harmonischen Familienbildern entwickelt sich ein Streit zwischen Maggie und Shane, der sich „Rock Star“ auf die Schläfe tätowieren ließ. Die Handgreiflichkeiten des Vaters vor den Augen seiner kleinen Tochter werden immer brutaler, bis Shane von der Polizei abgeführt wird. Das Grauen, das normalerweise hinter verschlossenen Türen stattfindet, erlebt der Leser hautnah mit.
Einen Sonderpreis war den Stiftungsgründern Aphrodite und Peter Tsairis in diesem Jahr die Arbeit von Kathryn Cook wert. Sie wagte sich an die Bewältigung eines eigentlich unfotografierbaren Themas: dem Genozid armenischer Bevölkerungsgruppen 1915 in der Türkei. Vergangen, vergessen, vorbei? Nein, die Fotografin schafft mit ihren mystischen und imaginären Bildern – vor Ort und im Hier und Jetzt aufgenommen – eine Stimmung, die ein Gefühl für die damaligen Ereignisse erzeugt. Großartig. Neu ist seit diesem Jahr eine weitere Kategorie: „The women´s initiative grant“. Damit will die Alexia Fondation künftig speziell Fotoreportagen mit dem Fokus „Frauen“ fördern. Der erste Gewinner des mit 25.000 Dollar dotierten Stipendiums ist Tim Matsui für sein Fotoprojekt über sexuellen Missbrauch von Minderjährigen im US-Staat Washington.
The Alexia Grants:
Die Stiftung verleiht Stipendien in zwei Kategorien, „Professional“ und „Student“. Profis erhalten 15.000 Dollar um ihre begonnen Arbeit zu vollenden. Die Studenten erhalten, je nach Platzierung eine unterschiedlich hohe Finanzierung eines Fotoworkshops an der Syracuse University London im Wert zwischen 19.000 Dollar und
1.500 Dollar sowie weitere Gelder für ihre Fotostory und Equipment. Einsendeschluss für Bewerbungen: jeweils im Januar für Professionals und im Februar für Studenten.