Da hat sich jemand „Das gesunde Plus“ gegönnt – so jedenfalls steht es auf der Packung Vitamin-Bonbons, die neben den Plastikresten von probiotischen Joghurtdrinks liegt. Es waren offenbar Menschen mit viel Sinn für gesundheitliches Wohlbefinden. An Verständnis für Ökologie fehlt es allerdings. Denn die Hinterlassenschaften ihres Gesundheitstrips in die Boberger Niederung blieben mitten in einem der artenreichsten Naturschutzgebiete Hamburgs liegen. Diese von Birkenhainen und Heideflächen umgebenen Sanddünen sind ein Relikt der Eiszeit – eine traumhafte Landschaft.

CDU-Fraktionschef Volker Kauder sagte, es gebe „in Teilen der Gesellschaft bereits Verwahrlosung“. Wen meinte er wohl damit? Klar, angeblich seien ja Ärgernisse wie die Vermüllung unserer Umwelt ausschließlich ein Unterschichten-Problem. Allerdings scheinen auch Intelligenz und eine positive Ökobilanz nicht zwangsläufig zusammen zu gehören.

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Müll im Boberger Naturschutzgebiet. © Manfred Scharnberg

Statistiken zeigen, dass sozial schwache Bevölkerungsgruppen einen besseren ökologischen Fußabdruck aufweisen als die ach so ökologisch orientierte Mittelschicht. Wer arm ist, macht Urlaub in Balkonien, konsumiert wenig, ist sparsam und nutzt seine Habe länger als der Durchschnitt. Wo das Geld steckt, da geht es mit der Ökobilanz gleich in den Keller. Das neueste Equipment, die vielen Urlaubsflüge und üppiger Genuss sind Atribute eines ordentlichen „Verbrauchers“. Übrigens: Wir Journalisten gehören in letztere Bevölkerungsgruppe, denn wir sind überdurchschnittlich viel unterwegs.